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25-jähriges Praxisjubiläum!

Tageblatt-Artikel zum 25. Jubiläum (entstanden im April 2019)

 

 

Liebes Praxisteam,

 

es ist an der Zeit Danke zu sagen für Eure Arbeit!

Ich habe Euch immer sehr kompetent und verständnisvoll erlebt.

Zuverlässig und freundlich!

Ich wünsche uns allen viel Kraft, um durchzuhalten, gute Ideen für die Zukunft und Zuversicht!

Liebe Güße!

 

Eure

Hedwig Winiarski

 

 

 

Richtig riechen klappt nur beim Ausatmen

 

Rachenraum beim Riechen

© Ni, R. et al.: Optimal directional volatile transport in retronasal olfaction. In: PNAS 10.1073/pnas.1511495112, 2015 (Ausschnitt)

 

Der Geruchssinn des Menschen warnt einerseits vor Gefahren – etwa vor giftigen Gasen oder dem Verschlucken von Ekel erregenden Dingen; er unterstützt andererseits aber auch das Wahrnehmen leckerer Speisen und Getränke. Diese beiden unterschiedlichen Aufgaben werden bekanntermaßen von unterschiedlichen Sensoren erledigt. Eine wichtige, bislang unterschätzte Rolle spielt dabei die Anatomie des Rachenraums, meinen nun Forscher der Yale university:Seine Form sorgt für besondere Strömungsverhältnisse, die Geruchspartikel von Speisen in der Mundhöhle nur beim Ausatmen auf die Sinneszellen der hinteren Nasenhöhle leiten – während die Zirkulation beim Einatmen an andere Stellen geleitet wird.

 

Dies demonstrierten die Forscher mit einem eigens im 3-D-Drucker hergestellten exakten Abbild des Nasen-Rachen-Raums eines gesunden Freiwilligen, dessen obere Atemwegsanatomie zuvor per CT präzise vermessen worden war. Anschließend testeten die Forscher den Kunstrachenraum unter unterschiedlichsten Bedingungen mit exakt lokalisierbaren Tracersubstanzen, die beim Ventilieren in die verschiedensten Richtungen gewirbelt wurden. Wie sich zeigt, sorgt vor allem die Gestaltung des hinteren Mundrachens für stark differierende Strömungsverhältnisse beim Aus- und Einatmen: Nur beim Ausatmen strömen flüchtige Stoffe aus dem hinteren Mundraum auf die für die Geruchswahrnehmung entscheidenden olfaktorischen Rezeptoren in der hinteren oberen Nasenschleimhaut.

 

Künstlicher Rachenraum

© Ni, R. et al.: Optimal directional volatile transport in retronasal olfaction. In: PNAS 10.1073/pnas.1511495112, 2015 (Ausschnitt)

 

Künstlicher Rachenraum | Im 3-D-Drucker entstand der exakte Nachbau eines Nasen-Rachen-Raums, der Geruchsforschern Aufschluss über die Luftzirkulation beim Aus- und Einatmen gab. Dabei zeigte sich: Geruchsstoffe aus dem Mundraum finden ihren Weg zu den Rezeptoren der Nasenschleimhaut vor allem beim Ausatmen (rot); beim Einatmen (blau) "schmecken" wir deshalb eher wenig.

 

 

 

Ein regelmäßiger Mittagsschlaf verlangsamt den Alterungsprozess um 2,6 bis 6,5 Jahre, zumindest was das Gehirnvolumen betrifft

 

 

Einer Übersichtsarbeit zufolge, die 2017 in der Zeitschrift »Sleep Medicine Reviews« veröffentlicht wurde, lassen Studien an Erwachsenen im mittleren Lebensalter darauf schließen, dass Nickerchen mit einer Verringerung von koronarenHerzkrankheiten. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Todesfällen auf Grund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden sind. Kurze Schläfchen können den Blutdruck und die Herzfrequenz senken. Und möglicherweise werden durch sie auch geringere Mengen von Hormonen wie Adrenalin ausgeschüttet – alles Faktoren, die die kardiovaskuläre Gesundheit laut den Studienautoren verbessern könnten. Bei Erwachsenen im Alter von 65 Jahren oder älter kamen einige Studien jedoch zu dem Schluss, dass ein langer Mittagsschlaf von einer Stunde oder mehr mit einem höheren Risiko für Herzprobleme einhergeht. Möglicherweise sind solche langen Nickerchen aber eher ein frühes Symptom von bislang unentdeckten Krankheiten als deren Ursache, geben die Autoren zu bedenken.

Garfield und ihre Kollegen vom University College London haben herausgefunden, dass regelmäßige kurze Nickerchen die Hirngesundheit langfristig zu verbessern scheinen. Anhand von Daten aus der britischen Biobank, die Gendaten und Gesundheitsinformationen von mehr als 500 000 gesunden Menschen im Alter zwischen 40 und 69 Jahren enthält, fand das Team heraus, dass diejenigen, die genetische Variationen aufwiesen, die mit regelmäßigen Nickerchen in Verbindung gebracht werden, auch ein größeres Gehirnvolumen hatten. Das Gehirn verliert üblicherweise mit zunehmendem Alter an Volumen, erklärt Garfield, aber ein größerer Verlust wird mit Krankheiten wie Demenz, Schlafapnoe und höheren Konzentrationen des Stresshormons Cortisol in Verbindung gebracht. Ein regelmäßiger Mittagsschlaf verlangsamt den Alterungsprozess um 2,6-6,5 Jahre, zumindest was das Gehirnvolumen betrifft, berichten Forscher in "Sleep Health".

 

 

 

 

 

Der Weg zur Nickerchenroutine

Natürlich hat nicht jeder die Möglichkeit, tagsüber ein Nickerchen zu machen, sagt Garfield. Und es gibt andere ähnlich gesunde Tätigkeiten, mit denen man 30 Minuten am Tag verbringen kann, wie zum Beispiel spazieren gehen oder ins Fitnessstudio gehen. Aber wenn es mit dem eigenen Zeitplan und den persönlichen Vorlieben vereinbar ist, scheint ein Nickerchen eine gesunde Angewohnheit zu sein und kein Zeichen von Faulheit.

»Viele Menschen können schlicht durch Ausprobieren herausfinden, ob ein Nickerchen für sie sinnvoll ist«, sagt Dautovich. »Wenn der Zeitplan es zulässt, kann es hilfreich sein, mit einem kurzen Nachmittagsschlaf von 20 Minuten oder weniger an mehreren Tagen in der Woche zu beginnen. So kann man feststellen, ob das Nickerchen die Stimmung oder die Leistungsfähigkeit hebt oder ob es den nächtlichen Schlaf beeinträchtigt. Außerdem bekommt der Körper so Zeit, eine Nickerchenroutine zu entwickeln.«

 

 

 

 

»Durch sozialen Austausch mit anderen Menschen wird das Mikrobiom vielfältiger«

                                                                                        Gregor Hasler, Universität Freiburg

 

 

Der Weg von unserer Persönlichkeit und unserem Verhalten hin zum Mikrobiom sei bisher besser untersucht, sagt der Psychiater und Neurowissenschaftler Gregor Hasler von der schweizerischen Universität Freiburg. »Wer geselliger ist, kommt mehr in Kontakt mit anderen Menschen, und so wird das Mikrobiom vielfältiger.« Küssen, aber auch Berührungen mit den Händen führen zu einem Austausch von Bakterien, so Hasler. Das würde immer so negativ gesehen – dabei könnten soziale Kontakte nicht nur krank machende Bakterien übertragen, sondern auch »positive« Keime. »Wer sozial verarmter ist, hat ein reduzierteres Mikrobiom.«

 

Das Gleiche gilt für Menschen, die von der Persönlichkeit her eher emotional labil sind. Diese neurotischen Menschen hätten ein weniger diverses Spektrum an Bakterien, berichtet Hasler. »Das macht ja auch Sinn. Menschen mit hohen Neurotizismus-Werten reagieren stärker auf Stress, und Stress kann die Diversität des Mikrobioms reduzieren.« Allerdings zeigt eine große Studie, dass das Darmmikrobiom von Menschen mit Depressionen, die ebenfalls unter starkem Stress stehen, nicht reduziert ist. Insofern stellt sich die Frage, wie verlässlich die Befunde sind: Sie widersprechen sich oftmals. Doch das kann an unterschiedlichen Untersuchungsmethoden liegen. Vieles spricht dafür, dass Persönlichkeit und Verhalten die Bakteriengemeinschaft im Darm beeinflussen.

 

Der Weg in die andere Richtung, bei der das Mikrobiom die Persönlichkeit beeinflusst, ist viel weniger untersucht. Aber Tierstudien legen diese Einflussrichtung nahe. Beispielsweise veränderten Mäuse ihr Sozialverhalten, nachdem man ihnen den Stuhl von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen implantiert hatte: Sie vermieden Kontakte mit Artgenossen. Der mögliche Grund laut Gregor Hasler: Darmbakterien von autistischen Menschen stellen weniger Taurin her, ein Abbauprodukt der Aminosäuren Methionin und Cystein. Darunter leide die Entwicklung eines Botenstoffsystems, das den beruhigend wirkenden Neurotransmitter GABA ausschüttet. In der Folge sind die Tiere ängstlicher, auch was ihr Sozialverhalten angeht.

 

Ebenso verhalten sich die Mäuse weniger sozial, wenn man bei ihnen alle Bakterien des Darms abtötet. Die zu Grunde liegenden Mechanismen sind noch nicht geklärt. Klar ist mittlerweile jedoch, dass das Mikrobiom Einfluss auf die Botenstoffe im Gehirn nimmt und damit unsere Gefühle beeinflusst. »Wir wissen: Milchsäurebakterien können das GABA-System im Gehirn fördern«, sagt Gregor Hasler. Das wiederum sorgt dafür, dass Menschen ruhiger und weniger ängstlich sind. Und weil sie weniger ängstlich sind, verhalten sie sich gleichzeitig sozialer. Fehlen diese Milchsäurebakterien, ist es aus mit der inneren Ruhe.

 

 

 

Botschafter zwischen Darm und Hirn

 

Der Effekt der Milchsäurebakterien fällt kleiner aus, wenn man den Vagusnerv durchtrennt. Er ist einer von zwölf Hirnnerven und zieht vom Darm ins Gehirn. Über ihn können Gehirn und Darm in beide Richtungen miteinander kommunizieren. »Einer anderen Theorie zufolge sorgt ein gesundes Darmmikrobiom ganz einfach dafür, dass das Immunsystem ruhiger ist, weniger reagiert«, sagt Hasler. Es würden weniger Zytokine – Botenstoffe des Immunsystems – ausgeschüttet, und das mache geselliger. Während umgekehrt ein Anstieg der Zytokine zu einer Art innerem »Lockdown« führt und wir uns sozial zurückziehen. »Wieder andere Forscher gehen davon aus, dass durch bestimmte Darmbakterien mehr prosoziale Hormone ausgeschüttet werden«, ergänzt Hasler.

 

Es gibt bereits erste Hinweise darauf, dass das Mikrobiom das Erleben gesunder Menschen unmittelbar beeinflusst. In einer kleinen randomisierten Studie bekam eine Gruppe von Versuchspersonen normales Essen, die andere Gruppe hingegen mehr Gemüse, Obst und fermentierte Nahrung. Bei der zweiten Gruppe hatte die Ernährung nicht nur den Darmbakterien gutgetan, die Probandinnen und Probanden wurden zudem stressresistenter. Auch hier könnten Milchsäurebakterien am Werk gewesen sein. Gregor Hasler fasst zusammen: »Meist ist der Zusammenhang: mehr Diversität, weniger Stresserleben.«

 

Das Bauchgefühl im Visier

 

Beim emotionalen Essen ist der Grund für die Nahrungsaufnahme nicht Hunger, sondern eine Reihe von negativen oder positiven Gefühlen. Dieses Essmuster ist assoziiert mit einem höheren Body-Mass-Index sowie dem vermehrten Verzehr von fett- und zuckerreichen Lebensmitteln. Bisherige Studien untersuchten Essen als Reaktion auf Emotionen im Allgemeinen - ganz spezifische Gefühlslagen wurden weniger berücksichtigt. US-amerikanische Wissenschaftler:innen gingen diesem Forschungsdefizit nach.

Die Studie schloss 63 adipöse Proband:innen zwischen 22 und 65 Jahren ein (96,8 % weiblich), die zu emotionalem Essen neigten und Gewicht abnehmen wollten.

 

Die am meisten genannten Ursachen für emotionales Essen waren depressive Symptome (44,4 %), gefolgt von Arger/ Ängsten (20,6 %), Langeweile (17,5 %) und positiven Emotionen (14,3 %). Anhand multipler Regressionsanalysen wurde der Zusammenhang zwischen emotionalem Essen und Essstörungen, Emotionsregulationsstörungen und depressiven Symptomen untersucht.

Die Ergebnisse: Essen aufgrund depressiver Symptomatik ist die problematischste Form von emotionalem Essen.

 

Dieses Essmuster war am stärksten mit Ess- und Binge-Eating-Störungen assoziiert. Patient:innen, die aufgrund von Traurigkeit oder Demotivation essen, könnten also ein erhöhtes Risiko für eine Essstörung haben. Demgegenüber scheinen Personen, die aufgrund von Langeweile essen, einem geringeren Risiko für eine Essstörung ausgesetzt zu sein.

Essen als Reaktion auf Ärger bzw. Ängste war die Form des emotionalen Essens, die am stärksten mit Emotionsregulationsstörungen in Verbindung stand. Diese Parientengruppe könnte also vom Erlernen von Fähigkeiten zur Emotionsregulierung profitieren.

 

Praxisfazit:

Bei der Behandlung von adipösen Patient:innen, die emotionalen Ess-mustern folgen, sollten die ganz spezifischen Gefühle, die für das emotionale Essen verantwortlich sind, in die Therapie mit einbezogen werden.

 

 

 

 

Das Geheimnis der Schönheit -

Zwischen universellen und kulturell geprägten Idealen

 

Symmetrie, Zeitgeschehen oder Evolution - Welche Faktoren beeinflussen die menschliche Wahrnehmung von Schönheit? Ist Schönheit letztlich eine reine Frage des Geschmacks? Tatsächlich liegen der Wahrnehmung von Attraktivität verschiedene Ebenen zugrunde: So ziehen sich einige universelle Schönheitsideale durch alle Epochen, während andere wiederum schnelllebiger und im Wandel sind.

 

                                                                      Dr. med. Joachim Graf von Finckenstein

 

 

Im Zeichen der Symmetrie

Schon Säuglinge reagieren instinktiv auf Schönheit: Gesichtern, die sie als attraktiv empfinden, schenken sie mehr Aufmerksamkeit. Doch woran lässt sich diese Attraktivität messen? Eine Antwort lautet: Symmetrie. Damit ist allerdings nicht die vollständige Spiegelbildlichkeit gemeint - diese existiert weder bei Pflanzen noch bei Tieren und auch nicht bei Menschen. Es geht um jene Symmetrie, die auf gesunde Gene hinweist. Eine asymmetrische einseitige Gesichtslähmung wird beispielsweise nicht als schön wahrgenommen. Auch Insekten und Vögel meiden asymmetrische Pflanzen, weil diese möglicherweise von Parasiten befallen sein könnten. Als besonders schön nehmen Menschen außerdem Gesichter wahr, die den Regeln des Goldenen Schnitts folgen - also bestimmte Abstands-verhältnisse zueinander aufweisen. So sollten beispielsweise die Nasenflügel nicht breiter sein als der Abstand zwischen den beiden Augen. Eine Schokoladenseite gibt es laut Forschern der Wake Forest University in Winston-Salem, North Carolina, übrigens auch: Die linke Gesichts-hälfte empfinden viele Menschen unbewusst als attraktiver, da sie Emotionen stärker zum Ausdruck bringt.

 

 

Durchschnittlich schön

 

In zahlreichen Studien konnte außerdem nachgewiesen werden, dass durchschnittliche Gesichter makelloser wirken als solche, die mit einmalig originellen Zügen versehen sind: Bei diesen Experimenten wurden mehrere Gesichter virtuell übereinandargelagert und zu einem verschmolzen - auch Morphing genannt. Das immer wiederkehrende Resultat: Den künstlich erzeugten Durchschnitt bewerteten die Teilnehmer als attraktiver als die ursprünglichen, individuellen Gesichter. Der Anthropologe Donald Symons von der Universität von Kalifornien in Oakland erklärte diese Erkenntnis damit, dass sich Lebewesen mit durchschnittlichen Attributen am besten an einen neuen Lebensraum anpassen konnten und damit eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit hatten. Aus evolutionärer Sicht haben sich deshalb durchschnittliche Eigenschaften durchgesetzt und Menschen fühlen sich automatisch zu denjenigen hingezogen, die durch ihr Aussehen vermitteln, dass sie die Fähigkeit zum Überleben mit sich bringen.

 

 

 

Andere Länder - andere Schönheitsideale

 

Auch der kulturelle Hintergrund und die Zeit beeinflussen das Schönheitsempfinden. In manchen Ländern, wie Japan, gilt blasse Haut als Merkmal für Wohlstand, weil die Person viel arbeitet und wenig Zeit für andere Aktivitäten hat. Andere Kulturen finden braun gebrannte Menschen hingegen attraktiver, da es dort als Beweis dient, dass diese Leute es sich leisten können, in der Sonne zu liegen und Urlaub zu machen. Gesellschaftliche Meinungen spielen also ebenfalls eine Rolle dabei, was als schön wahrgenommen wird. Allerdings können sich die Maßstäbe einer Kultur auch verändern oder sogar ins Gegenteil umkehren. Im Laufe der Zeit wandeln sich jedoch nicht nur die Schönheitsideale, auch der Umgang mit ästhetischen Eingriffen hat sich verändert: Schönheitsoperationen sind mittlerweile gesellschaftlich anerkannt. Während Stars in der Vergangenheit Gerüchte über eine Behandlung beispielsweise oftmals abstritten, stehen sie heute offen zu ihren Eingriffen. Auch die Statistik 2019 bis 2020 der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie zeigt, dass im privaten Umfeld nur noch rund 20 Prozent der Patienten einen Eingriff als Tabuthema ansehen. Aktuell geht der Trend außerdem wieder zu mehr Natürlichkeit - viele Menschen wollen ihr Aussehen optimieren, aber es soll nicht offensichtlich „gemacht" aussehen. Stattdessen möchte der Großteil der Patienten ihrem früheren Ich optisch wieder näherkommen.

 

 

Personenkult und Social Media

 

Was eine Gesellschaft als schön definiert, verändert sich im Gegensatz zu universellen Schönheitsidealen sehr schnell und hängt oftmals mit den Stars und Sternchen ihrer Zeit zusammen. Während in den 1950er-Jahren beispielsweise die Kurven von Marilyn Monroe angesagt waren, eiferten in den 1960ern viele Frauen der schlanken Silhouette des Models Twiggy nach. In den 2000ern standen Dekolletés à la Pamela Anderson im Vordergrund und wurden etwa zehn Jahre später schon wieder - dank Kim Kardashian und Jennifer Lopez - von dem Wunsch nach einem üppigen Hinterteil abgelöst. Heutzutage entstehen vermehrt Trends, weil sich zahlreiche Menschen online an Influencern orientieren, die inzwischen in den sozialen Medien das Schönheitsideal der jüngeren Generation prägen. Doch viele der online propagierten Bilder mit großen Augen, hohen Wangenknochen oder extrem vollen Lippen entsprechen nicht der Realität, denn sie sind meistens mit Filtern bearbeitet. Viele junge Frauen stellen deshalb inzwischen unrealistische Erwartungen an ihren Körper. Suchen sie Chirurgen auf, um ihrem Idealbild näherzukommen, ist die psychologische Sackgasse vorprogrammiert: Niemand kann aus Photoshop Realität machen. Nur wenn Wünsche realisier- und nachvollziehbar sind, sollten Ärzte eine Behandlung in Betracht ziehen. Beispielsweise sollten nur Patienten mit Botox behandelt werden, die schon eine Faltenbildung aufweisen. Präventive Injektionen bei jungen Menschen mit glatter Stirn sind übertrieben und psychologisch gefährlich. Die Plastische und Asthetische Chirurgie ist nicht dafür vorgesehen, jedemTrend hinterherzulaufen.

 

Universelle Ästhetik vs. individueller

Geschmack

Tatsächlich ist Schönheit also nicht nur eine reine Frage des Geschmacks. Auch wenn eigene Erfahrungen und aktuelle Trends die persönlichen Vorlieben prägen, gibt es in jedem Menschen unumstößliche, genetisch verankerte Empfindungen für das Schöne. Diese universell wahrgenommene Schönheit hängt von verschiedenen naturgegebenen Gesetzmäßigkeiten wie der Symmetrie oder dem Goldenen Schnitt ab, die dem Betrachter vermitteln, dass er einem gesunden und fruchtbaren Menschen gegenübersteht. Der eigene Geschmack spielt hierbei keine Rolle. Ästhetik und das individuelle Empfinden von Attraktivität stehen also nicht zwangsläufig in Verbindung.